5. Wahrscheinlichkeit II

Leitfragen

Für ein Wahrscheinlichkeitsmaß P gelten

  • P(¯A) = 1 -P(A), speziell P(∅) = 0.
  • ABP(A) ≤P(B).
  • P(A\B) = P(A) -P(AB)
  • P(AB) = P(A) + P(B) -P(AB).
  • P(A) = ∑ ωAP(ω)
Dabei ist P(ω) eine schludrige, aber übliche Schreibweise für P({ω}). Die Abbildung ω↦→P(ω) nennen wir Wahrscheinlichkeitsfunktion.

Wenn P(ωi) = P(ωj) für alle ωij ∈Ω, heißt P Gleichverteilung, das zugehörige Experiment Laplace-Experiment. Klassisches Beispiel für ein Laplace-Experiment ist das Würfeln mit einem fairen Würfel. Aber auch hinter Urnenmodellen steht ein Laplace-Experiment – wenn es ohne zu viel Krampf geht, ist es meistens vorteilhaft, ein gegebenes Problem als Laplace-Experiment zu formulieren.In Laplace-Experimenten ist P(ω) = 1|Ω| und P(A) = |A||Ω| Die Schreibweise |A| bezeichnet die Kardinalität der Menge A, im endlichen Fall einfach die Zahl ihrer Elemente).

Wenn |Ω|= 2, heißt das Experiment Bernoulli-Experiment. Ein Element ωe heißt Erfolg, die zugehörige Wahrscheinlichkeit Erfolgswahrscheinlichkeit. Klassisches Beispiel ist hier der Münzwurf – ” Kopf“ könnte hier der Erfolg sein. Im Allgemeinen ist aber die Erfolgswahrscheinlichkeit ungleich 12.

Beispiel Münzwurf: Ω = {0,1}, P(1) = 0.5, P(0) = 0.5. Dabei steht 1 etwa für ” Brandenburger Tor“ und 0 für ”Zahl“.

Beispiel Würfel: Ω = {1,2,3,4,5,6}, P(ω) = 1|Ω|= 16. Mögliche Ereignisse wären ” Gerade Zahl“, A= {2,4,6} oder ”Größer als zwei“, B= {3,4,5,6}.

Beispiel drei Münzwürfe:

Ω =  {000,001, 010,011, 100,101, 110,111},

P(ω) = 18. Ereignis ” Genau zwei Mal Tor“: A= {011,101,110}, P(A) = |A||Ω|= 38; Ereignis ” Erster und letzter Wurf Tor“: B= {101,111}, P(B) = 14.

Übungen zu diesem Abschnitt

Ihr solltet euch wenigstens an den rötlich unterlegten Aufgaben versuchen

(1)

Findet intuitive Erklärungen für Rechenregeln beim Wahrscheinlichkeitsmaß

(2)

Beweist P(A) = P((A\B) ∪(AB)) = P(A\B) + P(AB) aus den Axiomen. Leitet daraus P(AB) = P(A) + P(B) -P(AB) und P(A¯) = 1 -P(A) ab.

(3)

Wenn man Sprache als Folge von Zufallsexperimenten auffasst, in dem nacheinander etwa Zeichen oder Wörter gezogen werden – ist ein Laplaceexperiment dann ein gutes Modell?

(4)

Im Rahmen einer linguistischen Untersuchung möchte man die Wahrscheinlichkeit wissen, dass hinter einem ‘das’ ein Nomen kommt. Probiert, das als Bernoulli-Experiment zu fassen – was müsste Ω sein?


Markus Demleitner

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