Leitfragen
Was ist Linearität und warum macht sie das Leben bei Rechnungen viel leichter?
Wie charakterisieren Erwartungswert, Varianz und Kovarianz eine oder mehrere Zufallsvariable?
Der Erwartungswert (expectation) einer Zufallsvariablen X ist definiert als
In der zweiten Form der Definition habe ich die Schreibweise
Anmerkungen:
Der Erwartungswert ist linear:
Wenn X und Y unabhängig sind, ist E(XY) = E(X)E(Y).
Die zweite Behauptung folgt aus
Dabei haben wir im Schluss von der zweiten auf die dritte Zeile die Unabhängigkeit ausgenutzt und im Schluss von der dritten auf die vierte Zeile einfach ausgeklammert (∑ ixi= x∑ ii). Das geht hier, weil xi und yi unabhängig voneinander variieren und keine Abhängigkeit der einzelnen Faktoren besteht.
Trotzdem haben hier etwas betrogen. X ist nämlich auch bei uns häufig nicht endlich, und wenn die Summen über abzählbar unendliche Mengen ausgeführt werden, sind die Operationen, die wir hier machen, nicht unkritisch – in der Tat funktioniert das aber auch streng.
Schließlich: Die Schreibweise λX soll einfach die Zufallsvariable bezeichnen, in der jeder Wert mit λ multipliziert wird. Ist etwa der Wertebereich von X, ” Augenzahl beim sechsseitigen Würfel“ {1,2,…,6}, ist der Wertebereich von 3X einfach {3,6,9,…,18}.
Beispiel: Sechsseitiger Würfel, X ist ” Augenzahl“:
Nochmal Wortlängen Xl. Nach der Tabelle berechnet sich
Die Varianz einer Zufallsvariable X ist definiert als
Die Varianz ist nicht linear: Var(λX) = λ2Var(X). Unter anderem deshalb arbeitet man gern mit ihrer Wurzel, der
Standardabweichung σX = .
Allgemein heißt E(Xn) n-tes Moment, E(X-E(X))n
n-tes zentrales Moment. Der Erwartungswert ist also das erste Moment,
die Varianz das zweite zentrale Moment.
Wenn X und Y unabhängig sind, gilt Var(X+ Y) = Var(X) + Var(Y)
Das lässt sich einsehen, wenn man das Argument des Erwartungswerts ausrechnet, der für Var(X+ Y) zu berechnen ist (dazu muss offenbar drei Mal die binomische Formel angewendet und die Linearität des Erwartungswerts genutzt werden):
Sind X, Y Zufallsvariablen über Ω, so heißt
Die Kovarianz von unabhängigen Zufallsvariablen ist Null, denn mit X und Y sind auch X-E(X) und Y-E(Y) unabhängig, und daher ist
Ihr solltet euch wenigstens an den rötlich unterlegten Aufgaben versuchen
(1)
Rechnet den Erwartungswert der Zufallsvariable ” Zwei Würfelwürfe, Summe davon“ aus (Vorsicht: PX ist keine Gleichverteilung).
(2)
Weist nach, dass der Erwartungswert linear ist (d.h., dass die Definitionsgleichungen für Linearität für die spezielle Form des Erwartungswerts erfüllt sind. Macht euch klar, dass Linearität eine sehr spezielle Eigenschaft ist (z.B. indem ihr mal seht, ob x2 oder 1∕x linear sind.
(3)
Wenn X die Ordnungszahl des ersten Zeichens eines Wortes ist, was ist dann die Interpretation für E(X)? Was könnte man aus E(X) <14 schließen?
(4)
Rechnet die Varianz der Zufallsvariablen ” Augenzahl eines sechsseitigen Würfels“ aus und macht euch klar, dass dieser Wert nicht linear ist (z.B. indem ihr annehmt, dass jemand die Augen beim Würfel einfach verdoppelt hat und jetzt 2, 4,… herauskommt).
(5)
Rechnet die Kovarianz der beiden Zufallsvariablen im Babysprachenbeispiel aus.