9. Relationen I

Eine (n-stellige) Relation R zwischen Mengen M1,,Mn ist eine Teilmenge des Kartesischen Produkts M1 ×⋅⋅⋅×Mn.

Wir spezialisieren sofort auf n= 2 (zweistellige Relationen) und schreiben R(a,b) oder aRb wenn < a,b >R.

Beispiel: Sei T die Menge aller Tierarten, F die Menge aller Fortbewegungsarten (schwimmen, fliegen, tauchen, ). Dann ist

T ×F  ⊃  R = {<  Schwan, fliegt >,

    <  Schwan, schwimmt  >, < Schwan,  l¨auft >,

    <  Karpfen,taucht >, < Fliege,fliegt >, ...}

eine mögliche Relation zwischen T (dem Definitionsbereich, auch Argumentbereich genannt) von R und F (dem Wertebereich).

Im Beispiel hat “Schwan” mehrere Bilder und “fliegt” mehrere Urbilder. In diesem Sinn ist die Relation eine Verallgemeinerung des Funktionsbegriffs.

Beispiel: M= {1,2,3}, < M×M. Relation “ist kleiner als” ist < = {< 1,2 >,< 1,3 >,< 2,3 >}. Wir schreiben 1 < 2, 1 < 3 usf.

Vokabeln

Sei RM×M.

Wir reden jetzt also von Relationen zwischen Elementen ein und derselben Menge.

R heißt

Beispielsweise ist die Relation “=” reflexiv, symmetrisch und transitiv, die Relation “<” transitiv, die Relation “≤” reflexiv und transitiv.

Relationen können eine dieser Eigenschaften einfach nicht haben, es kann aber auch sein, dass es für alle Elemente irgendwelche Negationen der Bedingungen gegeben sind. Die Negation kann auf verschiedene Arten geschehen:

  • irreflexiv: ∀xM:< x,x >R– beachtet, dass das etwas ganz anderes ist, als nicht reflexiv. Ist etwa R⊆ℕ ×ℕ einfach nur nicht reflexiv, kann es durchaus sein, dass zwar < 1,1 >R, aber nicht < 2,2 >R.
  • asymmetrisch: < x, y >R< y,x >R– das verlangt sozusagen das “Gegenteil” der Symmetrie. Relationen wie < oder > wären Beispiele dafür.
  • antisymmetrisch: < x,y >R< y,x >Rx= y– im Gegensatz zur Asymmetrie wird hier erlaubt, dass sowohl < x,y > als auch < y,x > in der Relation sind. Dann aber müssen die Elemente gleich sein; das ist keine komische Forderung, sondern beschreibt, was Relationen wie ≤ oder auch ⊆ (auf einer geeigneten Menge von Mengen) tun. Mit antisymmetrischen Relationen kann man Mengen ordnen.
  • intransitiv: ∃x,y,zR:< x,y >R< y,z >R< x,z >R– das ist eine eher schwache Forderung, denn sie wird von allen Relationen erfüllt, die die Forderung aus der Definition der Transitivität nicht erfüllen.
  • antitransitiv: < x,y >R< y,z >R< x,z >R– dies ist demgegenüber eine starke Forderung, nämlich wieder quasi das “Gegenteil” der Transitivität. Ein Beispiel wäre die (direkte) Vorgängerrelation auf den Natürlichen Zahlen: Wenn 2 auf 1 folgt und 3 auf 2, dann darf natürlich 3 nicht auch auf 1 folgen.

Übungen zu diesem Abschnitt

Ihr solltet euch wenigstens an den rötlich unterlegten Aufgaben versuchen

(1)

Wir vergessen gerade mal alle (berechtigten) Einwände von LinguistInnen und nehmen an, wir könnten die Begriffe (a) “Gegenstand”, (b) “Möbel”, (c) “Tisch”, (d) “Sitzgelegenheit”, (e) “Stuhl”, (f) “Bürostuhl” und (g) “Sofa” in eine Relation ≻“ist Oberbegriff von” bringen. So gilt beispielsweise Sitzgelegenheit ≻ Sofa, was wir gleich, um ein Karpaltunnelsyndrom zu vermeiden, als dg abkürzen wollen. Schreibt die Relation aus.

(2)

Ist die Relation aus der letzten Aufgabe reflexiv, symmetrisch oder transitiv? Prüft das zunächst stur entlang der Definitionen und überlegt euch dann, ob eure Ergebnisse mit eurer Intuition übereinstimmen.

(3)

Ist < eine antisymmetrische Relation?


Markus Demleitner

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